"Der letzte Campervan" - oder Milford Sound und wieder zurück

Reisezeit: 19.10. - 20.10.2012

Erster Stopp: Eglinton Valley
Erster Stopp: Eglinton Valley

 

Eigentlich dürfte ich gerade kein Handynetz haben, das Internet würde 50$ (etwa 30€) pro 250MB kosten und ein Anruf nach Deutschland über das Festnetz (per Satelitentelefon- wie auch sonst?) würde 4 $ pro Minute kosten.

Aber mal der Reihe nach:
Gestern fuhr ich wie geplant per Bus von Te Anau gen Milford Sound:

Schon die Anreise war der absolute Wahnsinn, denn die Tour ist keine Überlandstrecke im Fernbus, sondern wird mit mehreren Stopps unterwegs betrieben, sodass man die wichtigsten Punkte auch ohne ein Busfenster vor der Nase betrachten kann.

 

Über eine 120 km lange Straße, die den einzigen Zu- und Ausweg in Richtung Miford Sound darstellt, kamen wir durch das Eglinton Valley fahrend den über 2000 m hohen Bergriesen im Fiordland  immer näher...

Ein Kea bei seinem Lieblingssport: Sachen kaputtmachen
Ein Kea bei seinem Lieblingssport: Sachen kaputtmachen

Weitergehen sollte es über die Divide, die niedrigste Erhebung, um anschließend durch den Homer-Tunnel die letzte Bergkette zu durchqueren und das als achte Weltwunder bezeichnete Panorama Milford Souds zu erblicken.

Kurz vor dem Homer-Tunnel hielten wir jedoch auf einem unscheinbaren Parkplatz an, um die "Einheimischen" zu begrüßen, denn im Fiordland leben die einzigen Bergpapageien der Welt- Keas!

 

Obwohl diese Papageien sehr zutraulich sind zugleich schön anzusehen sind, sind sie bei den Neuseeländern nur begrenzt beliebt, denn Keas haben genau ein Hobby- Sachen zerstören.

 In unserem Fall bearbeiteten drei von ihnen den Dachgepäckträger eines parkenden Autos, letztendlich konnten sie nur die Schutzkappen abbeißen und ließen einen verärgerten und zugleich lachenden Besitzer zurück, denn sein Händefuchteln war den Papageien während ihrer Abrissaktion außerordentlich egal.

Weiter ging die Fahrt durch den Tunnel und auf der Rückseite des Berges wieder hinab durch Wälder, vorbei an Felswänden und hin zum Fjord, welcher ins Meer mündet.

 

Meine "Unterkunft" war ein Zeltplatz mitten im Wald, angeschlossen an ein Hostel mit Küche, Bad und einem kleinen, überteuerten Kiosk.

In Milford Sound gibt es kein einziges Geschäft und so brachte ich aus Te Anau neben meinen 22 kg Grundgepäck, weitere 6 kg an Verpflegung mit, hatte ich doch vor hier einige Tage zu bleiben...

 

Nachdem das Zelt aufgebaut war und ich mich mehr oder wenig häuslich eingerichtet hatte, ging es nun endlich gen Fjord.

Der Name Milford Sound beruht hierbei auf einem Fehler der ersten Entdecker, weshalb sie den Fjord kurzerhand zum Sund erklärten und die umgebende Region Fiordland (mit i statt j) tauften....

 

...aber eine makellose Rechtschreibung war zu jener Zeit sicherlich nicht die Bewerbungsvorraussetzung für Entdecker!

Auf dem Weg zum Sound: Tutoko River mit Ausblick auf den höchsten Berg des Fiordlands: Mount Tutoko (2723m)
Auf dem Weg zum Sound: Tutoko River mit Ausblick auf den höchsten Berg des Fiordlands: Mount Tutoko (2723m)

Zuvor tausendfach auf Bildern gesehen, doch mit den eigenen Augen eine umso größere Wucht- das achte Weltwunder: Milford Sound.
Zuvor tausendfach auf Bildern gesehen, doch mit den eigenen Augen eine umso größere Wucht- das achte Weltwunder: Milford Sound.

Tag eins war doch schonmal sehr schön und eigentlich sollten ja noch zwei weitere folgen...
Heute morgen um 9 Uhr bekomme ich dann aber Besuch von der Hostelbesitzerin, denn sie fragt mich, ob ich bleiben möchte...

-Bleiben? What? Ich habe doch 3 Nächte gebucht- weshalb soll ich denn dann wegwollen?

-Achso ja, die (einzige Zufahrts-) Straße wird gleich wieder gesperrt, für heute angekündigte >100mm Regen werden wahrscheinlich einen weiteren Erdrutsch auslösen.

Da der letzte Landslide eineinhalb Wochen zuvor den Ort für 6 Tage von der Außenwelt abgeschnitten hatte (Ausnahme hierbei ein einziger Helikopter, der ausschließlich fliegt, wenn kein Regen fällt) wollten sie mir "nur" sagen, dass der letzte Campervan in einer halben Stunde den Platz verlässt, denn in exakt einer Stunde wird die Straße vorsorglich für den Rest des Tages gesperrt...

Also stellt sich die Frage: Abreisen oder mit etwas Pech/Glück hier für eine Woche eingesperrt sein?
Da ich für die nächsten drei Wochen ein straff vorgeplantes und -gebuchtes Reiseprogramm hatte, fiel die Entscheidung für die Evakuierung durch den letzten Campervan und gegen eine mögliche (sicherlich spannendere) Isolation.

 

Das  Zelt in 5 Minuten bei strömendem Regen abgebaut, alles eingepackt, gleichzeitig alle attackierenden Sandflies abgewehrt, um eine halbe Stunde später mit dem Campervan den letzten Platz in der Warteschlange vor einem militärähnlichen Checkpoint zu bilden.

 

Um 10 Uhr fährt die Autokolonne, begleitet von zwei Autos der Bergwacht los und darf die nächsten dreißig km nicht anhalten, bis wir den Risikobereich durchquert haben und an den Resten des letzten Landslides vorbeifahren.

Beindruckend zu sehen, wie oft der Mensch der Natur dann doch vollkommen ausgeliefert ist, denn die Tonnen von Geröll, die aus 500m Höhe herabgestürzt sind, haben die Fahrbahn vollständig zerstört, sodass wir in Schritttempo durch eine - vor einer Woche mit Dynamit- freigesprengten Schneise hindurchfahren müssen!

 

Und um dem ganzen einen passenden Abschluss zu geben, beginnt ein stärkerer Schneefall kurz darauf und das im Oktober, dem neuseeländischen Spätfrühling!

 

Nach einer kleinen Phase der Planänderung, geht es morgen weiter nach Arrowtown, in die alte Goldsucherstadt, in der die Zeit stehengeblieben zu sein scheint...

 

So long,...

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